Handarbeiten-Sammlung aus Hof (Ofr) für das Lohrer Schulmuseum Runhild Laubmann, Mitglied des Stadtrates Hof (FAB-Stadtratsfraktion), und Monika Stenger, Ehefrau von Eduard Stenger Eine freudige Überraschung erlebte das Ehepaar Stenger, Leiter des Schulmuseums in Lohr a.Main, Ortsteil Sendelbach: Aus Hof in Oberfranken kam Frau Runhild Laubmann mit ihrer interessanten und umfangreichen Sammlung alter Handarbeiten als Geschenk. Ihre Patin, Frau Luise Unger aus Karbach hatte ihr einen Zeitungsausschnitt geschickt mit dem Hinweis auf die derzeitige Sonderausstellung "rechte Masche-linke Masche, Geschichte des Handarbeitsunterrichts". Nach eingehender Besichtigung des Museums wusste Frau Laubmann ihre Sammlung in sehr guten Händen, denn im Hofer Museum bayerisches Vogtland befinden sich schon sehr ähnliche Arbeiten. Zu jedem Stück ihrer Sammlung konnte sie eine Geschichte erzählen oder den historischen Hintergrund erklären. Sie brachte z. B. einige Stick-, Näh- und Strickmustertücher mit, die ihre Großmutter Ella Dietlein zur Schulzeit gefertigt hatte. "E.D. 1902" auf den Tüchern ist die Abkürzung für Ella Dietlein im Jahr 1902. Diese war die Cousine des Hofer Chronisten Ernst Dietlein und zum Zeitpunkt der Anfertigung der Stücke erst 12 Jahre alt. Damals war es üblich, dass die jungen Mädchen in allen handarbeitlichen Fertigkeiten geschult wurden. Die Aussteuer musste "gezeichnet", d. h. mit Initialen versehen und teils sogar nummeriert werden. Die tüchige Hausfrau zählte nämlich nach der Wäsche ihre Stücke genau nach, versah sie mit einem Band und so kam die Wäsche auch wieder in den Schrank. War ein Wäschestück zerrissen, so musste es möglichst unauffällig geflickt oder ein Stück Stoff eingesetzt werden. Auch das wurde anhand von Probemustern geübt. Anrührend aus dem Besitz: ein Stickmustertuch mit Alphabet. Verwaschenes Bunt-Stickgarn und ausgebleichte Farben beweisen, dass es vor 1830 entstanden sein muss, denn vor diesem Zeitpunkt kannte man noch nicht die chemisch hergestellten und entsprechend haltbaren Farben. Es wurde nur mit Naturfarben gefärbt, die weder lichtecht noch waschecht waren. Wir erinnern uns vielleicht an den Indanthren-Werbespruch aus dem Jahr 1957: "Merk dir das Zeichen, kein Verwaschen, kein Verbleichen!" Das Stickmustertuch bekam sie von einer Dame geschenkt, deren Mutter es bei der Flucht aus Schlesien als Familienschatz mitgenommen hatte. Eine besondere Kostbarkeit in der Sammlung ist ein Paar baumwollene Strümpfe von ca. 1830. Am oberen Rand ist ein Muster mit winzigen Perlen eingestrickt. Man musste die Perlen in der richtigen Reihenfolge auf das Strickgarn auffädeln und dann im Muster während des Strickens einsetzen - eine sehr zeitaufwändige und mit großer Sorgfalt auszuführende Arbeit, denn: war eine Perle falsch aufgefädelt, so stimmte das ganze Muster nicht! Die Besitzerin der Strümpfe hieß Margarte Lang - sie hatte ihren Namen mit Perlen eingestrickt. Eine weitere Besonderheit ist u. a. der bestickte Schonbezug für eine Reisetasche mit Monogramm. Der Museumsleiter Eduard Stenger lud Frau Laubmann und ihren Mann spontan zum "Weltstricktag" am 14. Juni 2009 ins Museum ein. An diesem Tag wird die Laubmann-Sammlung als Ergänzung der gegenwärtigen Sonderausstellung der Öffentlichkeit gezeigt. Interessierte Besucher sind herzlich eingeladen, und Frau Laubmann hat versichert, dass sie gerne über alle Handarbeitstechniken Rede und Antwort steht, zumal sie als ehemalige Handarbeitslehrerin vom Fach ist. Dann wird sie auch erklären, warum die Schiffchenspitze auch gelegentlich "Frivolitäten" genannt wird. An diesem Tag feiert übrigens das Lohrer Schulmuseum sein zwanzigjähriges Bestehen und ist bei freiem Eintritt von 14.00 bis 17.00 geöffnet. (Text: Runhild Laubmann und Eduard Stenger) |