Sonderausstellung im Lohrer Schulmuseum
vom 8. August 2015 bis 31. Juli 2016 | „Stubentiger und Raubkatzen“ | |
Sonderausstellung 8. August - 31. Juli 2016 | Der Leiter des Lohrer Schulmuseums und seine Katze, Foto von Christiane Stenger, Würzburg |
Aus
Anlass des „Weltkatzentages“ am 8. August 2015 eröffnet das Lohrer
Schulmuseum eine neue Sonderausstellung mit dem Titel „Stubentiger und
Raubkatzen“. Gezeigt werden zu diesem Thema neben Bilderbüchern und
Fibeln für den Unterricht in der ersten Klasse aus dem 19. und 20.
Jahrhundert auch Katzenpräparate sowie Schulwandbilder, die im Heimat-
und Sachkundeunterricht der Veranschaulichung dienten, bevor dies
Fernsehgeräte und Beamer übernahmen.
„Die Katze“, Schulwandbild um 1900; Foto von Udo Kleinfelder, Lohr a. Main
Die
Domestizierung der Katze hat bereits vor mehreren Tausend Jahren
stattgefunden, das zeigen Ausgrabungsfunde aus dem Nahen Osten. Eine
besondere Bedeutung erlangte die Katze in der landwirtschaftlich
geprägten altägyptischen Kultur, wo sie anfangs als Mäusefänger in den
Getreidespeichern, später als Haustier und schließlich als verehrte
Gottheit ihren Platz fand. Sie wurde in figürlichen Darstellungen
verewigt, z.B. als Göttin Bastet, und es sind zahlreiche Katzenmumien
aus dieser Zeit erhalten.
„Der lustige Bauernhof. Verse von Lucy Malden, 1913; Repro Schulmuseum Lohr a. Main
Dass sich auch Griechen und Römer in der Antike Hauskatzen hielten, ist auf verschiedenen Vasenbildern zu sehen.
Bei
den Germanen zogen zwei Katzen den Wagen der Göttin Freya, der Göttin
der Liebe und der Fruchtbarkeit. Diese Fruchtbarkeit ist den Katzen ja
ebenfalls zu eigen.
Nach
soviel Verehrung folgte mit dem Mittelalter eine dunkle Zeit für
Katzen. Im Aberglauben galten die Tiere als Begleiter von Hexen und
wurden als Unglücksbringer verfolgt, gequält, verbrannt.
Noch heute sollen schwarze Katzen, vor allem wenn sie von links kommen, Unglück bringen.
Viele andere Sprichwörter greifen Katzen und die ihnen zugeschriebenen Eigenschaften auf:
„Falsch wie eine Katze“
„Hüte dich vor Katzen, die vorne lecken und hinten kratzen“
„Einen Katzenbuckel machen“ „katzbuckeln“
„Der Katze Scherz ist der Mäuse Tod.“
„Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“
„Die Katze kann das Mausen nicht lassen.“
„Wie Hund und Katz sein.“
„Nur einen Katzensprung entfernt sein.“
„Das ist für die Katz.“
„Katzenmusik“, „Katzenwäsche“, „Katzengold“ (falsches Gold), „Katzenjammer“, „Naschkatze“, „Schmusekatze“
„Einen Kater haben.“ (nachdem man zu viel getrunken hat)Die
bekanntesten Bücher zum Thema sind wohl „Der Struwwelpeter“, „Der
gestiefelte Kater“ und „Die Bremer Stadtmusikanten“. Modernere
Versionen liegen in Walt Disneys „Aristocats“ vor, im Comic „Tom und
Jerry“, im Erfolgsroman „Felidae“ von Akif Pirincci und in „Catwoman“,
der Gegenspielerin von Batman.
„Der gestiefelte Kater“, Märchen-Schulwandbild um 1960; Foto von Udo Kleinfelder, Lohr a.Main
Die Katze zeigt sich hier von ganz unterschiedlichen Seiten.
Als
treue und intelligente Hausgefährten, die das traurige Ende schon
voraussehen, warnen zwei Katzen im „Struwwelpeter“ das zündelnde
Paulinchen:
„Doch Minz und Maunz, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
Die Mutter hat´s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Wirf´s weg! Sonst brennst du lichterloh!
Und Minz und Maunz, die kleinen,
Die sitzen da und weinen:
Miau! Mio! Miau! Mio!
Wo sind die armen Eltern? Wo?
Und ihre Tränen fließen
Wie´s Bächlein auf den Wiesen.“Anmerkung:
Die Struwwelpetergeschichten, hier die Rolle der Katzen, ließen sich
mühelos auf viele Bereiche ausdeuten und boten entsprechende
Projektionsflächen für die jeweiligen zeittypischen Ereignisse, in der
Ausstellung exemplarisch dargestellt im „Kriegsstruwwelpeter“ von 1915,
im „Struwwelpeter neu frisiert“ von 1969 und im „Anti-Struwwelpeter“
von 1973.Auch im Märchen hat die Katze ihren Platz.Doppelseite
aus „KATZENLEID UND FREUD“, Verlag Wilh. Effenberger (F. Loewe's
Verlag), Stuttgart, um 1900; Repro Schulmuseum Lohr a. Main
„Die
Bremer Stadtmusikanten“ spielen in einer Zeit, als die Katze in erster
Linie als Nutztier, also zum Fangen von Mäusen und Ratten gehalten
wurde. Als sie diese Aufgabe nicht mehr erfüllen kann, ist sie unnütz
und soll beseitigt werden. Um diesem Schicksal zu entgehen, flieht die
Katze und trifft auf andere „aussortierte“ Nutztiere. Zusammen sind die
Tiere stark und können mit vereinten Kräften die Menschen, sinnbildlich
als Räuber dargestellt, überlisten Walt
Disney hat mit seinen „Aristocats“ den edlen Rassekatzen ein Denkmal
gesetzt. Angefangen von der Perserkatze, Birmakatze, Angorakatze,
der Siamkatze und seit einiger Zeit auch haarlosen Nacktkatzen gibt es
mittlerweile eine unüberschaubare Zahl verschiedenster Katzenrassen mit
unterschiedlichstem Aussehen und Charakter.Im
gestiefelten Kater bringt es der arme Müllersohn durch die List und
Schlauheit seines geerbten und zuerst als nutzlos betrachteten Katers
zu Reichtum und Glück. Das Tier wird vermenschlicht und tritt in
Kleidern und Stiefeln als treuer Begleiter seines Herrn auf, ja ist
diesem sogar an Intelligenz und Voraussicht weit überlegen. Mutig tritt
der Kater dem Zauberer gegenüber, selbst als dieser sich in einen Löwen
verwandelt.Wie
sich die Mäusejagd aber auch unterschwellig ideologisch ausdeuten ließ,
wird in dem Kinderbuch „DER KLEINE PETER IN DER KATZENSTADT“ aus dem
Jahr 1933 deutlich. Textauszug:
„Peter packt die Maus mit den Zähnen und rennt die Stiege hinauf. Die
muß er dem Herrn Lehrer zeigen. Die Katzenkinder laufen alle mit.
Gerade kommt der Herr Lehrer die Stiege herunter. Stolz bleibt Peter
stehen, die Maus im Mäulchen. Herr Katzelberger ist starr vor Staunen:
`Die hast du gefangen? – Peter, du bist ein tapferer Junge! Ich
gratuliere dir!`Und er schüttelt Peter voll Freude das Pfötchen.Sehr
stolz geht Peter heim. Was werden die Eltern sagen?“ Leicht lässt sich
erahnen, dass solche Texte auch dazu verwendet werden konnten, beim
Leser Mitleid mit den Schwachen, die ja doch nur Schädlinge waren,
auszuklammern – eine Tendenz hin zur Rassenlehre der Nazis wird
deutlich. Zur
Familie der Katzen gehören natürlich auch die nicht domestizierten
Verwandten, also Wildkatzen, Luchse und Ozelote, die zu den Kleinkatzen
zählen, sowie die Großkatzen Löwe, Tiger, Leopard, Jaguar, Panther usw.Während
unsere Hauskatze als Stubentiger in beinahe jedem 6. deutschen Haushalt
lebt, und in der Beliebtheitsskala den 1. Platz noch vor dem Hund
einnimmt, kämpfen ihre wilden Verwandten ums Überleben. So ist beinahe
jede der o.g. Arten in ihrem Bestand bedroht, besonders dramatisch
sieht es beim sibirischen Tiger und dem Schneeleoparden aus, von denen
nur noch wenige Exemplare existieren.Insgesamt erwartet den Besucher eine interessante und variantenreiche Ausstellung.(Text: Bettina Merz, Mitarbeiterin im Lohrer Schulmuseum) Das
Lohrer Schulmuseum im Ortsteil Lohr-Sendelbach ist von Mittwoch bis
Sonntag und an allen
gesetzlichen Feiertagen jeweils von 14 bis 16 Uhr
geöffnet. Gruppen können auch nach vorheriger
Absprache außerhalb der
regulären Öffnungszeiten das Museum besuchen.
(Kontakt: Eduard Stenger,
Zum Sommerhof 20, 97816 Lohr a.Main;
Tel. 09352/4960 oder 09359/317,
e-Mail: eduard.stenger@gmx.net)zurück zur Startseite