Aus Anlass des Internationalen Museumstages 2014 ist das Lohrer Schulmuseum
am Sonntag, 18. Mai 2014, bei freiem Eintritt von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.

Klassenzimmer um 1910 im Lohrer Schulmuseum
Jeder
Besucher erhält außerdem ein Fleißbildchen. Derartige Bildchen waren
früher als Zeichen der Anerkennung für besonderen Fleiß und gutes
Betragen in der Schule bei den Kindern sehr begehrt.

Fleißbildchen um 1890
Von
15.00 bis 16.00 hält der „quieszierende“ Rektor (= Rektor a.D.)
Georg Ludwig Hegel, vermutlich Nachfahre einer Seitenlinie des
berühmten preußischen Staatsphilosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel,
eine lehrreiche und unterhaltsame Unterrichtsstunde für Kinder.
Zu sehen ist auch die Sonderausstellung: „Lieb Vaterland magst ruhig sein.“ - Wehrerziehung vor dem 1. Weltkrieg
Mit
sechs Themen zeigt das Lohrer Schulmuseum im Eingangsbereich des
Museums die verschiedenen Formen der Wehrerziehung vor dem 1. Weltkrieg
und verdeutlicht das hohe Ansehen des preußisch-deutschen Militärwesens
(dessen Auswüchse der „Hauptmann von Köpenick“ vor 100 Jahren zu einem
genialen Gaunerstreich nutzte).
Ebenfalls zu sehen ist die Jahressonderausstellung „Meine Feder werd' zur Lanze!“ - Erziehung zum Krieg 1914-1918
Überzogener
Patriotismus und kritiklose Anpassung an die politischen Kräfte des
Staates bestimmten von Beginn des Ersten Weltkriegs an das Schulwesen
und die gesamte Erziehung in dieser Zeit. Viele Pädagogen sahen in dem
Krieg die Möglichkeit einer umfassenden „sittlichen Hebung, Erneuerung,
Erstarkung“.
Entsprechend wurden die Schulen unter dem Stichwort „Kriegsunterricht“ als Unterrichtsprinzip auf den Krieg eingestimmt.
Erst
nach dem Ende des Krieges bemerkten Pädagogen die negativen
Auswirkungen des Kriegsunterrichts, und im Schulanzeiger aus dem Jahr
1919 heißt es u.a.: „Beschämt stehen wir vor den Trümmern. Und viele
werden vor den Kindern die richtigen ersten Worte nicht gefunden haben
oder nicht finden.“
Natürlich ermöglicht auch die ständige Ausstellung dem Besucher viele interessante historische Einblicke.
Mit
dem politisch-geschichtlichen Konzept, das auf die Zeit von 1789
(Französische Revolution) bis 1989 (Zusammenbruch der DDR) ausgerichtet
ist und die Abhängigkeit der Schulentwicklung und des gesamten
Erziehungswesens von totalitären Strömungen dieser Epoche akzentuiert,
hat sich das Lohrer Schulmuseum schnell einen überregionalen Ruf als
bedeutende Dokumentationsstätte des pädagogischen Alltags vergangener
Zeiten erworben.
Schwerpunkte
des Museums sind das Deutsche Kaiserreich (1871-1918) und das Dritte
Reich (1933-1945). Die Anordnung der Themenkreise unter Einbeziehung
der außerschulischen Erziehung (z.B. im Elternhaus und durch die
Kirchen) verdeutlicht Ähnlichkeiten, Veränderungen und Unterschiede
dieser Zeitabschnitte.
Das
Lohrer Schulmuseum zählt heute, auch in Bezug auf Raumgestaltung und
Präsentation, national wie international zu den attraktivsten Museen
seiner Art.
Georg Luwig Hegel, Rektor a.D. veranstaltet als „quieszierender“ Ruheständler Führungen im Schulmuseum Lohr.
Der „quieszierende“ Rektor Georg Ludwig Hegel - eine Seitenlinie des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel?
Der
Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel wurde am 27. August 1770 als
erster Sohn des Expeditionsrates Georg Ludwig Hegel und seiner Frau
Magdalena (genannt Lena oder Leni) in Stuttgart geboren.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Als
Ältester wurde Wilhelm Hegel, der spätere Philosoph, sehr verzärtelt
und durfte die „Lateinische Schule“, das Tübinger Stift und die
Universität besuchen. Sein Gedankengut („Der Staat ist die Wirklichkeit
der sittlichen Idee. Der Staat ist das sittlichste Ganze, die
Verwirklichung der Freiheit ...“) beeinflusste das preußische
Königreich und damit das spätere deutsche Kaiserreich grundlegend.
Neben
einer Schwester Christiane und zwei Brüdern, die beide nach dem Vater
Georg Ludwig getauft wurden und schon im ersten Lebensjahr starben,
hatte er einen sechs Jahre jüngeren Bruder, der nochmals wie der Vater
„Georg Ludwig“ genannt wurde.
Dieser jüngere Bruder Georg Ludwig war
nicht so fleißig und lernbegierig. Er wurde unter Napoleon berittener
Offizier und starb später im napoleonischen Russlandfeldzug 1812.
Im Oktober 1806 war dieser jüngere Bruder in Kronach einquartiert.
Neun
Monate später (fabula fert), 1807, wurde der vermutliche
Langenprozeltener „Hegel- Ahne“ Johann Adam Hegel in Kronach „in
Unehren“ geboren. Obgleich unehelich, trug er den Familiennamen Hegel,
wuchs aber ohne Vater auf.
Als vaterloser „Bankert“ musste er
schon mit 17 Jahren als Flößer seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.
Er brachte Holz aus dem Frankenwald nach Langenprozelten und baute es
mit Stämmen aus dem Spessart zu größeren Flößen zusammen, die er bis
nach Holland transportierte.
Auf der Kirchweih lernte er die
fleißige Langenprozeltnerin Margarete Herbach kennen und lieben. Sie
schenkte ihm drei Söhne, die ebenfalls Flößer wurden.
Nach drei
weiteren Generationen wurde wieder ein Georg Ludwig Hegel geboren. Er
war weder als Offizier, noch als Flößer geeignet. Er wurde
Volksschullehrer und veranstaltet nun als „quieszierender“ Ruheständler
Führungen im Schulmuseum Lohr.
Episoden am Rande:
Im Alter gibt noch Hegel Gas - Autofahren, das macht Spaß!
Als der spätere Rektor Georg Ludwig Hegel im August 1999 Weimar besuchte, parkte er dort in der Hegelstraße.
Das
Kleingeld für den Parkautomat fehlte. Er hinterließ eine Nachricht an
der Autoscheibe: „Nachdem die Straße nach mir benannt ist, erlaube ich
mir hier umsonst zu parken. Georg Ludwig Hegel.“
Eine gewitzte,
schlagfertige Politesse heftete statt eines Knöllchens ebenfalls eine
Nachricht an den Scheibenwischer: „Was Herr Hegel, in Ihrem Alter
fahren Sie noch Auto ?!!!“
Der Männer Hang zu Küchenmädchen konnte Hegel auch bestät´gen.
Auch
der Philosoph Wilhelm Hegel hatte es nicht so mit der Moral, der Sitte
oder der Vernunft, Zitat: „Nichts wirklich Wichtiges ist ohne
Leidenschaft erworben worden!“
Er hatte 1807 auch einen unehelichen Sohn mit seiner Zimmerwirtin Christiane Charlotte Burkhardt, geb. Fischer.
Taufpate
war sein Bruder Georg Ludwig Hegel. Der uneheliche Sohn durfte sich
zunächst auch Georg Ludwig Hegel nennen. Nach dessen Geburt verließ
Hegel fluchtartig Jena. (Hegel timens, se in fugam retulit.)
Nach
Hegels Heirat mit der begüterten Marie von Tucher musste sich
sein Sohn Georg Ludwig Fischer nennen . Hegel kaufte ihm später ein
Offizierspatent. Georg Ludwig Fischer starb als Legionär. In der
Familie wurde er, genau wie sein Taufpate, nie mehr erwähnt.
Wenn der Geist was schaffen soll, trank selbst Hegel Alkohol:
Während
seiner Studienzeit im Tübinger Stift war Hegel ein gern gesehener
Gesellschafter im „Gogenwirtschäftle“. Anstatt seine Kollegs
vorzubereiten saß er lieber im Kreis philosophierender
„Viertelesschlotzer“ und brachte die Zuhörer durch biedere,
hintergründige Witze zum Lachen. Einmal empfing ihn sein Präfekt zur
späten Stunde mit den Worten: „O Hegel, du saufst dir gewiss no dei
bissle Verstand vollends ab.“